Freitag, 28. Oktober 2011

„Tatort“

Sonntagabend 20.15 Uhr: Der Bildschirm färbt sich rot, blaue Augen blicken auf und sogleich starr geradeaus. Die kalten Augen verändern sich mehrfach, bis um die Iris des rechten Auges ein Fadenkreuz entsteht, aus dem sich der Schriftzug bildet. „Tatort“. 32 Sekunden, die seit dem Abend des 29. Novembers 1970 unverändert jede Woche TV-Geschichte schreiben.
Ich erinnere nicht, wann ich meinen ersten „Tatort“ gesehen habe. Es muss zwischen 1974 und 1980 gewesen sein, denn der elegante Kriminalkommissar Heinz Haferkamp(Hansjörg Felmy) ist mir im Gedächtnis geblieben. Auch an souveräne Kommissarin Hanne Wiegand (Karin Anselm), die von 1981 bis 1988 für den Südwestfunk (heute

Südwestrundfunk, SWR), ermittelte, kann ich mich erinnern.

Zur Legende geworden ist „Tatort“ mit den Kriminalhauptkommissaren Horst

Schimanski (Götz George) und Christian Thanner (Eberhard Feik), die zwischen
1981 und 1991 in Duisburg, mitten im Ruhrpott, dem Verbrechen auf der Spur
waren. Zwei Kinofilme („Zahn um Zahn“, 1985 und „Zabou“, 1987) und eine eigenständigen Krimi-Serie („Schimanski“ ab 1997), die den beliebten Ermittler mit ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn, unorthodoxen Methoden und Hang zum Milieu in den
Mittelpunkt stellte, folgten.

In über 40 Jahren „Tatort“ waren bislang insgesamt 102 Ermittler im Einsatz, in 815 Folgen. Die meisten Fälle haben die Hauptkommissare Batic und Leitmayr (Miro Nemec und Udo Wachtveitl) aufgeklärt; in 57 Einsätzen ermittelte das Team vom BR aus München. Den zweiten Platz belegt mit 51 Fällen die SWR-Hauptkommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts). Auf den dritten Platz kommen ihre Kollegen aus Köln, die

Hauptkommissare Max Ballauf und Freddy Schenk (Klaus J. Behrendt und Dietmar Bär) mit 47 Fällen.

„Wir schauen jeden Sonntag ‚Tatort‘, „auch hier in São Paulo“, berichtete Angelika Pohlmann, die Gründerin des „Lar Social Girassol“, als ich sie Ende September zum Frühstück traf, um mit ihr zu eruieren, wie ich sie in ihrer großartigen Arbeit für benachteiligte Kinder und Jugendliche unterstützen könnte. Davon berichtete ich meinem Mann, ebenfalls ein großer „Tatort“-Fan, der unmittelbar mit mir zu Fnac fuhr, um ein

HDMI-Kabel zu erstehen, das die volldigitale Übertragung von Audio- und Video-Daten vom Computer auf den Fernseher ermöglicht.

Am 25. September 2011 sahen wir schließlich unseren ersten „Tatort“ in São Paulo. Max Ballauf und Freddy Schenk, meine Lieblingsermittler aus Köln, klärten einen Sabotageakt mit tödlicher Folge auf. Was für ein Gefühl: Über 10.000 Kilometer von Deutschland entfernt, konnten wir die dienstälteste deutsche Krimireihe in guter Qualität genießen, ganz so als befänden wir uns noch in Berlin.
Nach Berlin führte uns vor einigen Tagen auch unser bislang letzter „Tatort“, den

wir traditionsgemäß am Sonntag um 20.15 Uhr sahen. Nicht nur die Kritik echauffierte sich über „Mauerpark“, der die interessanteste Metropole Deutschlands als eiskalte, deprimierende Stadt präsentierte. Noch dazu mit hanebüchener Handlung.

Auch wenn nicht jeder „Tatort“ gelungen ist, steht die TV-Legende nun wieder fest auf unserer Agenda, hier auf unserem neuen Kontinent. Und eben nicht nur auf unserer und der von Familie Pohlmann, denn wie ich heute erfuhr, sei „der ‚Tatort‘ ein fester Bestandteil des ‚Expat‘-Lebens“. In manchen Condomínios würde nahezu jeder „Tatort“ sehen. Viele würden gar aufzeichnen und versäumte Episoden untereinander austauschen.
Post Scriptum: In der ARD Mediatek steht die aktuelle Episode der Kult-Krimireihe

immer sonntags um 20.15 Uhr für eine Woche als Livestream zur Verfügung.
Aufgrund der Bestimmungen des Jugendschutzes (die Sendung ist für Jugendliche
unter 12 Jahren nicht geeignet) ist das Video jeweils allerdings nur von 20.00-06.00 Uhr verfügbar. Für ein störungsfreies TV-Vergnügen, empfiehlt sich, die „mittlere“ Qualität zu wählen.

Donnerstag, 20. Oktober 2011

Der Salão de Beleza, der Schönheitssalon – eine brasilianische Institution

In der Megacity São Paulo gibt es 10.128 Salões de Beleza. Allein von Januar bis Juli 2011 sind 2.445 Geschäfte hinzugekommen. Landesweit stieg die Zahl der Schönheitssalons laut einer Umfrage der Associação Nacional do Comércio de Artigos de Higiene Pessoal e Beleza (Anabel) in den vergangenen fünf Jahren gar um 78 Prozent von 309.000 im Jahr 2005 auf 550.000 im Jahr 2010.
Deutschland zählt gemäß den Statistiken des Zentralverbandes des deutschen Friseurhandwerks 77.126 Friseurbetriebe und, nach Angaben der Hamburger STATISTA GmbH, 17.082 Kosmetikstudios.
Statistisch gesehen kommen auf einen Salon in Brasilien 630 Kunden, also deutlich weniger als in Deutschland, mit 860 Kunden pro Geschäft. Auf die Bevölkerung gerechnet ist die Dichte an Unternehmen im Dienste der Schönheit in Brasilien so um ein Drittel höher. Nicht eingerechnet die unzähligen selbstständigen Schönheitsexpertinnen, die ihre Kundinnen und Kunden in deren Apartments und Häusern verschönern. Und trotzdem verblüfft die offizielle Zahl, denn gefühlt liegt die Zahl der Salões de Beleza noch viel höher, denn allein in unserem, ungefähr 400 Meter langen Karree befinden sich zwei ständig gut gefüllte Salons.
Der Salão de Beleza ist ein Phänomen: Er ist gleichzeitig Friseur und Nagelstudio, es wird an allen erdenklichen Körperstellen enthaart, mit verschiedensten Techniken massiert, gepflegt, geschminkt und sehr viel geplaudert. Heerscharen junger Frauen machen die

Kundinnen und Kunden schön, nach Vorlagen aus Zeitungen oder, wie kürzlich beobachtet, nach Fotos, die jugendliche Kundinnen auf dem iPad aufrufen. Freitags und samstags gehen die Lichter häufig erst gegen 22.00 Uhr oder später aus.

Aus deutscher Sicht ist das extensive Styling von Händen und Füßen besonders augenfällig, denn nahezu alle Brasilianerinnen und Brasilianer, ob alt, jung, reich oder arm in all den Regionen des Landes, die ich bereits besucht habe und in São Paulo ganz besonders, zeichnen sich durch perfekt gepflegt und in der Regel, anders als in Deutschland, vollflächig lackierte Finger- und Fußnägel aus. Auch die Männer, wobei deren Nägel nicht knallig bunt, sondern klar lackiert sind. Ja, auch Männer tragen Nagellack.
Als ich meinen Mann, der lackierte Nägel für sich kategorisch ausschließt und seine lieber zuhause poliert, kürzlich zum Friseur begleitete, saß dort ein Mann mittleren Alters im Kundenkittel, Hände und Füße von sich gestreckt, die von zwei jungen Frauen, eine an den Händen, eine an den Füßen, eifrig lackiert wurden. Mein Mann war ganz erschüttert darüber, dass sich sein Geschlechtsgenosse in aller Öffentlichkeit so präsentierte.
Vom ausgeprägten Nagelkult erfuhr ich bereits lange bevor ich nach Brasilien kam. Mein Mann berichtete mir nach seinen ersten Tagen in der Stadt bereits vom „ausgezeichneten Pflegezustand der Brasilianerinnen und Brasilianer“ und bezog sich dabei selbstverständlich auch auf die auffällig gepflegten Hände und Füße. Christiane, eine deutsche Freundin, die lange in São Paulo gelebt hatte und nun nach Deutschland zurückgekehrt ist, erklärte, auf die Frage, was ihr am meisten fehle, dass ihr ihre Empregada und natürlich auch der Salão de Beleza fehle.
Als ich im Februar hier eintraf und sich die ersten Kontakte zu deutschen Damen ergaben, konnte ich es mit eigenen Augen sehen: Jede einzelne von ihnen hatten perfekt gepflegte und vollflächig lackierte, lange Nägel. Insbesondere in den Hochzeiten des Umzugs, in denen meine Hände ganz grauenvoll aussahen, starrte ich ständig auf die eindrucksvollen Nägel.
Ich brauchte eine Weile, bis ich selbst damit begann, meine Nägel zu „brasilianisieren“, denn bislang bevorzugte ich kurz geschnittene, gepflegte und leicht polierte Nägel. Hat man erst einmal damit angefangen… Inzwischen lasse auch ich jede Woche meine Nägel pflegen und lackieren. Und ich muss sagen: Sie sehen schon toll aus, meine brasilianischen Nägel, vollflächig lackiert mit Colorama cremoso – Café Italiano.
Eher defensiv berichtete ich gestern Beate, einer sehr unkonventionellen Berliner Freundin, die selbst vor vielen Jahren in Brasilien ihr praktisches Jahr absolviert und hier mit ihrer Doktorarbeit begonnen hatte, davon, dass ich seit neuestem wöchentlich meine Nägel lackieren lasse. Ihre Reaktion hinterließ mich verblüfft, denn auch sie hatte dies während ihrer Zeit in Brasilien regelmäßig getan.
Cristina, meine brasilianische Ex-Kollegin und jetzige Assistentin meines Mannes, die bis September über zwanzig Jahre in Deutschland gelebt hatte, hat sich gar die brasilianische Lackiertechnik angeeignet, denn sie wollte in den zwei Jahrzehnten Deutschland nicht auf

perfekt brasilianisch gestylte Nägel verzichten.

Donnerstag, 13. Oktober 2011

Der steinige Weg nach Paraty

Lange schon wollten wir nach Paraty fahren, denn bislang gerieten alle Gesprächspartner, wenn das Thema auf die kleine Küstenstadt im Bundesstaat Rio de Janeiro kam, ins Schwärmen. Als ich schließlich Ende August zufällig im Berliner Tagesspiegel über dieses Kleinod kolonialer Baukunst las und meinem Mann davon berichtete, schlug der vor, Anfang Oktober mit seiner Schwester und deren Mann dorthin zu reisen. Nun, am vergangenen Samstag machten wir uns auf den Weg.
Im Vorfeld hatte ich zwei Zimmer in einer charmanten Pousada, die ich im Zuge meiner Recherchen entdeckt hatte, gebucht – telefonisch, auf Portugiesisch, ganz ohne Hilfe. Anschließend hatte ich die Buchung inklusive der telefonisch erhaltenen Konditionen schriftlich fixiert und um eine Bestätigung per E-Mail gebeten. Auch das Fremdenverkehrsbüro hatte ich kontaktiert, um Silvia Junghähnel, eine Deutsche, die Touren zur Fazenda da Boa Vista, dem Wohnort von Julia Mann, der Mutter des Schriftstellers Thomas Mann, anbietet, ausfindig zu machen.
Um die Route selbst hatte ich mich nicht gekümmert. Besser wäre es gewesen, denn einmal mehr hielt die Anreise an unseren Urlaubsort einige Überraschungen bereit: Als wir ins Auto stiegen, schlug ich vor, die Küstenstraße zu wählen, denn meine Freundin Tereza und Heloisa, unsere Sprachlehrerin, hatten begeistert von dieser malerischen Route berichtet. Doch mein Mann entschied sich, dem Navigationssystem zu folgen, nicht zuletzt, da ich keine Informationen zum Verlauf der Küstenstraße beizutragen hatte. Wir nahmen also die Rodovia Presidente Dutra, die Via Dutra (SP-60/BR-116), die Autobahn, die São Paulo und Rio de Janeiro verbindet.
Von Guaratinguetá wurden wir über die SP 171, eine asphaltierte Landstraße, geleitet. Eigentlich hätten wir bereits hier ahnen können, was vor uns liegt, denn unmittelbar zu Beginn dieser Straße waren im Abstand von wenigen Metern zwei Hinweisschilder angebracht, mit ganz unterschiedlichen Kilometerangaben zu unserem Zielort. Wir fuhren durch eine malerische Landschaft, immer höher in die Berge, bis an der Kuppe ein weiteres Schild mit einer beunruhigenden Information auftauchte: „fim da pavimentação” hieß es, Ende der befestigtigten Straße. Ein VW-Käfer mit offener Motorhaube stand unmittelbar daneben. Ich übersetzte das Schild, doch wir verinnerlichten die Aussage nicht wirklich.
Mein Mann fuhr an und das Auto, eine Limousine, glitt in den Nebel. Wir befanden uns, ohne dies zu wissen, inmitten der Mata Atlântica, des atlantischen Regenwalds, in der Serra da Bocaina (Bocaina: auf Tupi-Guarani „Wege in die Höhe“), mit dem 2.200 Meter hohen Berggipfel Pico do Tira Chapéu. Dass die Bäume dort bis zu 40 Meter hoch wachsen, erschloss sich uns sofort. Denn, wenn wir uns nicht gerade durch eine Wolke fortbewegten, konnten wir die atemberaubende Natur bestaunen. Wir bewegten uns fort, sehr zögerlich, über viele Kilometer, denn befahrbar war die Straße, die sowohl unser Navigationssystem als auch Google Maps als Route zwischen São Paulo und Paraty auswies, nur mit größten Mühen.
Wir wurden hin- und her gerüttelt, bewegten uns vorsichtig, langsamer als im Schritttempo, überlegten vor der Überquerung tiefer Krater stets, wie diese am besten zu umfahren wären. Dennoch setzen wir häufig auf.
Irgendwann begegneten uns erste Fahrzeuge, durchweg Geländewagen, deren Fahrer uns jeweils fassungslos anstarrten. Unsere Verzweiflung ließen wir uns nicht anmerken. Im Gegenteil, wir hoben stets, Optimismus ausstrahlend, unsere Daumen. Tudo bem, alles ist gut.
Plötzlich tauchten die ersten VW Käfer, in Brasilien unter dem Namen Fusca bekannt, auf, an die wir uns hängten, in der Hoffnung, so wertvolle Hinweise zur Umfahrung der Abgründe zu erhalten. Doch kaum kamen wir heran, brausten sie schon davon.
Als wir auf halber Strecke, auf einer Art Plateau, kurz anhielten, um etwas zu verschnaufen, drosselte schließlich eine der Renn-Ameisen ihr Tempo, mit dem Angebot, in dieser misslichen Lage hilfreich zu sein. Tudo bem, obrigada.
Noch waren wir voller Hoffnung, uns aus dieser selbstverschuldeten Misere aus eigener Kraft befreien zu können. Bis wir, in der Gegend um Cunha, auf eine zarte Brücke zusteuerten, auf deren anderer Seite ein massiver Felsbrocken drohte. Plötzlich ging alles ganz schnell. Mein Mann, dessen unerwartete Coolness mich zutiefst beeindruckte, fuhr einfach, scheinbar ohne zu überlegen, wagemutig auf das gigantische Felsmassiv zu und hatte es schon umrundet. Wenn wir dies lebendig überstanden hatten, würden wir auch den Rest des Weges bewältigen.
Nachdem wir einmal mehr von einem Fusca abgehängt wurden, staunten wir nicht schlecht, als dieser plötzlich wieder auftauchte, vor einer Art Kneipe am Wegesrand, vor der Geländewagen- und Fuscafahrer einträchtig Caipirinha tranken. Ein Wahnsinn, denn schon völlig klaren Geistes war jedes einzelne metertiefe Schlagloch eine große Herausforderung.
Nach wenigen Kilometern änderte sich unerwartet plötzlich der Straßenbelag. Wir fuhren wie auf Wolken, auf einer asphaltierten Straße bis Paraty.
Als ich Tereza von unserem Abenteuer berichtete, reagierte die, ebenso wie unsere Lehrerin Heloisa, völlig fassungslos. Ja, beide hatten die Küstenstraße gepriesen, die BR-101 war nie ein Thema gewesen.
Heute erzählte ich Eleene, unserer Empregada, von unserer Reise und zeigte die Fotos unseres steinigen Weges nach Paraty. Ungläubig riss sie die Augen auf. Einen Moment war sie stumm. Dann sagte sie nur noch „Nossa“.

Mittwoch, 5. Oktober 2011

Metrô de São Paulo: Linha 4-Amarela

Vor einigen Wochen hatten Tereza und ich einen Termin mit Celeste, einer Schneiderin, die in der Avenida José Maria Whitaker, unweit der Metrô Praça da Árvore, lebt und arbeitet. Da uns unter anderem ein Faible für den öffentlichen Nahverkehr und ein ausgeprägter Entdeckergeist verbindet, wunderte es mich keine Sekunde, als sie vorschlug, dass wir uns an der Estação Pinheiros treffen sollten, um die neue Metrô, die Linha 4-Amarela, auszuprobieren. Was für eine großartige Idee. Ich nahm also die CPTM, eine Art S-Bahn, und fuhr von der Estação Berrini zur Estação Pinheiros, an der sie bereits wartete.
Wir fuhren die Rolltreppe hinauf und tauchten ein in eine Welt kühler Sachlichkeit und intensiver Farben. Einmal oben angekommen, liefen wir einen modernen, exzellent ausgeschilderten Gang entlang und gelangten zur Linha 4.
Während wir auf vier langen Rolltreppen in die Tiefe fuhren, berichtete Tereza von den

dramatischen Ereignissen, die den Beginn der Bauarbeiten geprägt hatten: Am 12. Januar 2007 war die komplette Decke des Bahnhofs in sich zusammengestürzt und hinterließ einen Krater von mehr als achtzig Metern im Durchmesser. Mehrere Fahrzeuge, darunter ein vorbeifahrender Kleinbus, wurden geradezu verschluckt, auch der Kipplaster eines Bauarbeiters, der, nachdem der Alarm ertönte, zu seinem Fahrzeug geeilt war, um seine persönlichen Dokumente zu holen. Insgesamt sieben Menschen starben bei diesem tragischen Unfall.

Im Mai 2008, nach einer genauen Untersuchung der Unfallursache, wurden die Bauarbeiten wieder aufgenommen. Seit Ende Mai 2010 verkehrt die Linha 4 zwischen den Stationen Paulista und Faria Lima. Knapp ein Jahr später wurde die Strecke Paulista bis Butantã eröffnet. Seit dem 15. September fährt die Linha Amarela nun von Luz bis Butantã, wobei noch nicht alle vorgesehenen Stationen in Betrieb sind.
Berührt durch den Bericht über den Unfall, beeindruckt von der Architektur fuhr ich an

Terezas Seite auf den ThyssenKrupp-Rolltreppen weiter in die Tiefe. Die Linha 4 fährt ohne Fahrer, berichtete Tereza weiter. In über 30 Städten weltweit sei diese Technologie im Einsatz.

Auf dem Bahnsteig fühlte ich mich an die AirTrain des New Yorker John-F.-Kennedy-Airports erinnert, auch wenn die nicht halb so modern ist, wie die Linha 4, denn die Gleise sind ebenfalls durch Glastüren versperrt. Fährt die Metrô ein, öffnen sich diese.
Als wir einstiegen, war ich einmal mehr beeindruckt, denn die Hightech-Bahn vereint

Funktionalität und Ästhetik auf höchst gelungene Weise. Die durchgehende Bahn, die in weiß, grau, gelb und orange gehalten ist, besticht durch elegant geformte Chromstangen und formschöne Glasscheiben im Bereich der Türen. In der Metrô, die sonst von einem munteren Stimmengewirr erfüllt ist, herrschte andächtiges Schweigen, ganz als wären die Passagiere sprachlos ob der Schönheit der Umgebung. Nach nur zwei Stationen, an der Avenida Paulista, stiegen wir leider aus, um in die Linha 1 umzusteigen. Diese Tour, das war sofort klar, würde ich künftig in meine São Paulo-Führungen aufnehmen.

Gestern nun unternahm ich meine erste Tour und natürlich stand die Route Pinheiros bis Luz auf dem Programm. Die Gäste aus Deutschland waren sehr angetan.